Der Glaube vieler BürgerInnen ist, dass der Konsum von Kuhmilch, anderen Molkereiprodukten, Schweinefleisch, Rindfleisch und anderen Tieren Tradition ist und zum österreichischen Brauchtum gehört. Keineswegs ist jede Tradition schlecht oder gar schädlich, jedoch wird der Fleischkonsum (70kg pro Fleisch essendeR ÖsterreicherIn) fälschlicher Weise als Tradition bezeichnet.
Im Ö1 Radiokolleg über Soja, wird berichtet, dass die Sojabohne sogar in Österreich und nicht nur in Japan und China Tradition hat. Um 1900 war der Sojaanabu und Verzehr in Österreich um ein Vielfaches höher als um 2000. Beispielsweise aß damals ein erwachsener Mensch um die 15kg Soja und übrigens auch 56kg Obst und Gemüse im Jahr. Um 2000 nur noch ein halbes Kilo Soja und nur noch 15kg Obst und Gemüse jährlich. Dagegen hat sich der Konsum von Molkereiprodukten vervielfacht: 200kg an Molkereiprodukten und ca. 70kg Fleisch pro Kopf jährlich! In einem älterein Blogeintrag frage ich, ob der Konsum einer derartigen Menge Fleisch, eine Tradition, wie es häufig genannt wird, sein kann. https://annahajakygeisler.wordpress.com/2013/07/22/tierschutz-in-der-verfassung-als-erfolg-fur-die-tierindustrie/ Tastsächlich ist Sojakonsum viel eher eine Tradition.
Aber inzwischen steigt aus verschiedenen Gründen, wie Laktoseunverträglichkeit und anderen gesundheitliche oder ethisch motivierte Gründen, der Anbau von Soja auch in Österreich wieder:
Der österreichische Anbau von Soja wird zwar kaum staatlich gefördert, hat aber bestimmte Vorteile. Soja ist eine sehr widerstandsfähige Pflanze und ist deshalb auch sehr geeignet für biologischen Anbau. Typsin-Inhibitoren (Proteine) halten Schädlinge fern, sorgen aber auch dafür, dass Soja in rohem Zustand, so wie alle Bohnen, unverdaulich ist.
Wegen der Rhizobien (Bakterien in den Wurzeln) kann Soja mehr Stickstoff aufnehmen als andere Leguminosen. Daher kann sie auch mehr Protein einlagern – es steckt zwischen 35 – 40% Eiweiß in Sojabohnen. Weil Soja ein sehr guter Eiweißlieferant ist, wurde es um 1900 auch in Österreich sehr verbreitet angebaut. Zum Vergleich, ein Steak hat etwa 20% Eiweiß.
Die essentielle Aminosäure Lysin ist ebenfalls in großer Menge in Soja enthalten. Schwefelhaltige Aminosäuren dagegen weniger. Gemischt mit beispielsweise Mais oder auch anderem Getreide erhält mensch auch schwefelhaltige Aminosäuren, wie Methionin, und wird daher ausreichend versorgt. Von einer unzureichenden Eiweißversorgung bei pflanzlicher Ernährung kann also nicht die Rede sein.
Auch Gesundheits-fördernde Isoflavone, die isoliert auch als Phytoöstrogene verwendet werden, sind in Soja enthalten. Solche Phytoöstrogene haben zwar viel mehr einen Placeboeffekt, jedoch gilt das für etwa 30% der Arzneimittel. Auch gibt es bei diesen pflanzlichen Östrogenen keine Nebenwirkungen, wie bei synthetischen.
Der Anbau von Soja in Österreich hat zusätzlich noch den Vorteil, dass es hier nicht erlaubt ist, die Pflanzen gentechnisch zu verändern.
Der Anbau würde auch für eine Eigenversorgung ausreichen, aber nicht, um damit alle Nutztiere zu füttern. Exportiert werden rund 80% der österreichischen Sojaernte. 70% der Sojaernte in Österreich wird nicht an Tiere verfüttert. Weltweit landen jedoch 90% der Weltsojaernte in den Futtertrögen.
Futtersoja:
Soja, das an Tiere verfüttert wird, stammt hauptsächlich aus Schwellen- und Entwicklungsländern und Monokulturen, die einst Regenwald waren. Um solche Mengen produzieren zu können, müssen auch enorme Mengen an Herbiziden verwendet werden. Damit die Pflanze selbst dagegen immun bleibt, muss das meiste Soja, das an Tiere verfüttert wird, genverändert sein. Wenn tierliche Produkte nicht deutlich als gentechnikfrei gekennzeichnet sind, ist damit zu rechnen, dass die Tiere mit GMO Futter gefüttert worden sind. Für Gentechnik in den Futtertrögen der Milliarden von Nutztieren, gibt es keine Kennzeichnungspflicht.
Umweltbelastung von Futtersoja für Nutztiere:
In Brasilien gibt es durch den intensiven Anbau von Futtersoja kaum mehr heimische Pflanzen und Hungerlöhne für die Bauern, die vertraglich dazu verpflichtet sind, nur Saatgut von großen Konzernen zu verwenden.
Beikräuter (Unkraut) können außerdem eine Resistenz gegen Herbizide entwickeln. Weil sich dadurch nur resistentes „Unkraut“ verbreiten kann, muss es immer mehr Umweltgifte geben, die gewährleisten, dass viel Futtermittel für Nutztiere und damit mehr tierliche Produkte produziert werden können.
Auch in Österreich geht der Anbau von Futtersoja nicht spurlos vorüber, obwohl in Österreich Soja gentechnikfrei angebaut werden muss. Bei dem Import von Futtersoja kommt es auch zur Kontamination von österreichischem Soja, so dass in manchen Produkten sehr geringe Mengen an Gentechnik nachgewiesen wurden (unter 0,1%).
Inzwischen entwickelt sich Soja wieder zu einem Produkt, das überall erhältlich und in den meisten Haushalten vorhanden ist. Auch Menschen, die noch Milchprodukte konsumieren, essen oft auch Sojaprodukte, um die Kalzium Aufnahme zu verbessern. Tierliches Protein allein enthält Schwefel- und Phosphorhaltige Aminosäuren, die den Körper übersäuern und dazu führen, dass mehr Kalzium aus den Knochen entzogen, anstatt aufgenommen wird.
Auch um Krebs vorzubeugen und angeblich auch, um die Alterung zu verlangsamen, wird mehr pflanzlich konsumiert.
In Japan ist die Lebenserwartung auch deshalb höher, weil mehr Gemüse, Reis und Soja konsumiert wird. Gesundheitliche Gründe sind daher für viele Menschen, neben ethischen Gründen, dafür verantwortlich, dass pflanzliche Ernährung in Österreich langsam wieder zunimmt und damit eine Tradition wieder aufgenommen wird.